Seltene Blutgerinnungsstörungen
Übersicht
Seltene angeborene Blutgerinnungsstörungen entstehen durch genetische Defekte, die die Funktion bestimmter Gerinnungsfaktoren einschränken oder ausschalten. Im Vergleich zu häufigeren Störungen wie Hämophilie A und B treten sie deutlich seltener auf und sind oft schwer zu diagnostizieren.
Zur Diagnose sind spezialisierte Tests und genetische Analysen notwendig, die in der Regel in Hämophilie-Zentren durchgeführt werden.
1. Fibrinogen-Mangel (Afibrinogenämie, Hypofibrinogenämie, Dysfibrinogenämie)
- Afibrinogenämie: Vollständiges Fehlen von Fibrinogen.
- Hypofibrinogenämie: Reduzierte Menge an Fibrinogen.
- Dysfibrinogenämie: Fibrinogen ist vorhanden, aber funktionell gestört.
- Häufigkeit: Sehr selten, etwa 1 Fall pro 1.000.000.
2. Faktor II-Mangel (Prothrombinmangel)
- Beschreibung: Prothrombin ist ein Protein, das für die Blutgerinnung notwendig ist. Ein Mangel kann zu schweren Blutungsneigungen führen.
- Häufigkeit: Extrem selten, geschätzt 1 Fall pro 2.000.000.
3. Faktor V-Mangel (Parahämophilie)
- Beschreibung: Ein Defizit an Faktor V führt zu spontanen und posttraumatischen Blutungen.
- Häufigkeit: Ca. 1 Fall pro 1.000.000.
4. Faktor VII-Mangel
- Beschreibung: Dieser Mangel kann eine starke Neigung zu Blutungen verursachen, insbesondere im Bereich von Haut und Schleimhäuten.
- Häufigkeit: Ca. 1 Fall pro 500.000.
5. Faktor X-Mangel
- Beschreibung: Ein Mangel an Faktor X verursacht schwere Blutungen, die von Nase, im Magen-Darm-Trakt oder nach Operationen auftreten können.
- Häufigkeit: Ca. 1 Fall pro 1.000.000.
6. Faktor XI-Mangel (Hämophilie C)
- Beschreibung: Besonders häufig bei Menschen aschkenasischer Herkunft. Dieser Mangel führt zu einer variablen Blutungsneigung.
- Häufigkeit: In der allgemeinen Bevölkerung selten, bei Aschkenasim häufiger (bis zu 1 von 100 Trägern).
7. Faktor XIII-Mangel
- Beschreibung: Ein schwerer Mangel, der spontane Blutungen, verzögerte Wundheilung und Fehlgeburten verursachen kann.
- Häufigkeit: Sehr selten, ca. 1 Fall pro 3.000.000.
8. Dysfibrinogenämien und Hypodysfibrinogenämien
- Beschreibung: Qualitative oder kombinierte quantitative/qualitative Defekte des Fibrinogens. Diese sind funktionell, aber nicht ausreichend für die normale Blutgerinnung.
9. Vitamin-K-abhängige Gerinnungsstörungen
- Mangel an verschiedenen Faktoren (II, VII, IX, X): Dies kann durch genetische Mutationen bedingt sein, die die Vitamin-K-Verwertung beeinträchtigen.