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Behinderte werden in der Schweiz diskriminiert, finden fast 50 %

Erster Pro Infirmis-Monitor "Gesellschaft & Behinderung"

Sechs von zehn Befragten finden, dass in der Schweiz zu wenig Rücksicht auf Menschen mit Behinderung genommen wird. Fast die Hälfte findet sogar, die Behinderten werden diskriminiert. Die stärkste Diskriminierung erfahren Menschen mit einer geistigen oder einer psychischen Behinderung. Im Weiteren erwartet die Schweizer Bevölkerung, dass öffentliche Verwaltungen und Grossunternehmen mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Beeinträchtigungen anstellen.

Die Behindertenorganisation Pro Infirmis beauftragte FORS, das Schweizer Kompetenzzentrum Sozialwissenschaften in Lausanne, mit einer repräsentativen Befragung der Schweizer Wohnbevölkerung zu ihrer Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderung. Diese Erhebung ist die erste, breit abgestützte Studie zu diesem Thema in der Schweiz. Pro Infirmis lässt die Ergebnisse in ihre Strategie und in die Weiterentwicklung ihrer Dienstleistungen einfliessen. Das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung (EBGB) hat die Studie finanziell unterstützt.

Rund die Hälfte der Schweizer Wohnbevölkerung findet, es müsse mehr für die barrierefreie Zugänglichkeit von privaten Einrichtungen wie Restaurants, Läden, Banken und Arztpraxen getan werden. Von den Befragten, die Mehrausgaben befürworten, erwartet eine Mehrheit, dass die Besitzer, die öffentliche Hand und gemeinnützige Organisationen die verbesserte Zugänglichkeit finanzieren und nicht die behinderten Benutzerinnen und Benutzer.  

Acht von zehn Befragten denken, dass behinderte Menschen selber wählen können sollen, ob sie in einer eigenen Wohnung, in einer Wohngruppe oder in einem Heim leben wollen. 70 % sind nicht der Meinung, dass Menschen mit Behinderung in Heimen am besten aufgehoben seien.

Für Pro Infirmis ist die inklusive, gemeinsame Schulung von Kindern mit und ohne Behinderung ein wichtiges Ziel. Um dieses zu erreichen, sollten die Rahmenbedingungen entsprechend angepasst und die personellen Ressourcen in den Schulen erhöht werden. In der Studie zeigen sich bei diesem Thema allerdings kontroverse Ergebnisse: Während die Befragten mehrheitlich der Meinung sind, dass Kinder mit Behinderungen das soziale Verhalten der Klassen-Kameradinnen und –Kameraden förderten, denken die meisten, Kinder mit einer geistigen Behinderung (z.B. Trisomie 21) oder einer Verhaltensauffälligkeit (z.B. ADHS) belasteten die Lehrpersonen zu stark und beeinflussten die Leistung der Klasse negativ. Über 70 % der Befragten sind der Meinung, Kinder mit geistiger Behinderung würden in Sonderschulen am besten gefördert.

Bei der Integration in die Arbeitswelt erwarten die Befragten, dass die öffentlichen Verwaltungen und Grossunternehmen vermehrt Menschen mit Behinderung anstellen. Statt eines Malus-Systems für Unternehmen, die dieser Aufforderung nicht nachkommen, sähen die Befragten lieber ein Bonus-System für diejenigen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen.

Der erste Pro Infirmis Monitor wurde bei einer repräsentativen Zufallsstichprobe der Wohnbevölkerung ab 15 Jahren in allen drei Sprachregionen schriftlich (Online und Papierform) durchgeführt. Befragt wurden 3232 Personen. Der statistische Fehlerbereich beträgt ±1.72 %; Differenzen von weniger als 2 % sind deshalb als zufällig zu betrachten. Die Befragung wird alle fünf Jahre wiederholt.

Link zu den detaillierten Ergebnissen: www.proinfirmis-monitor.ch

Kontakt:
lic. phil. Barbara Müller
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel. 058 775 20 00
barbara.muellerXxdGf2WYdJZjZghproinfirmis.ch


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