Besonderheiten bei der Behandlung von Unfällen/Krankheiten

Der Hämophile bedarf bei den meisten zusätzlichen Krankheiten einer Behandlung, die sich von derjenigen des Gerinnungsnormalen etwas unterscheidet. Drei Beispiele mögen dies illustrieren:

  • Bei länger dauernden Kopfschmerzen, nach Kopfanschlagen oder nach einem Sturz auf den Kopf muss der Hämophile vorsorglich mit Gerinnungspräparaten behandelt und sehr gut überwacht werden. Dies auch dann, wenn noch keinerlei Anzeichen einer Gehirnblutung festgestellt werden.
  • Bei einer Angina muss zusätzlich zur «normalen» Anginabehandlung ebenfalls eine Substitutionstherapie erfolgen. Weil die Angina beim Hämophilen zu Blutungen ins entzündete Rachengebiet führen kann, be­steht die Gefahr einer Erstickung. Diese Vorsichtsmassnahme muss auch bei anderen, an sich hämophilieunabhängigen entzündlichen Erkrankungen getroffen werden. 
  • Viele schmerzlindernde, fiebersenkende und entzündungshemmende Medikamente dürfen beim Hämophilen nicht verwendet werden, da sie die Blutgerinnung zusätzlich stören. Leider gehören zu diesen Medikamenten sehr gebräuchliche, wie Aspirin, Alcacyl, Ponstan und viele andere entzündungshemmende Präparate. Die Hämophiliegesellschaft stellt eine regelmässig aktualisierte Liste von erlaubten und verbotenenen Medikamenten zur Verfügung.

Die Beispiele liessen sich beliebig vermehren und um zahlreiche Details der Hämophiliebehandlung erweitern. Wichtig ist, dass die Besonderheiten bei der Behandlung eines kranken Hämophilen eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Hausarzt und dem Hämophilie-Zentrum erfordern. Jeder Hämophile sollte in einem Hämophilie-(Referenz)zentrum betreut werden, damit der Hausarzt oder andere behandelnde Ärzte dort nachfragen können. Die Schweizerische Hämophilie-Gesellschaft (SHG) hat fünf Hämophilie-Referenzzentren und einige Hämophilie-Zentren anerkannt. Eine Liste mit den Adressen und Namen der Ärzte finden sie hier.